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Das neue Dosimeter Terra MKS-05

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Das neue Dosimeter Terra MKS-05

Technische Daten. Verbraucherinformationen.

Von dem neuen Terra MKS-05 erfuhr ich schon Anfang 2010. Auf der Website des Herstellers NPChP „Sparing-Vist“ tauchte die vielversprechende Anzeige des erneuerten Gerätes auf. Die Anzeige erweckte sofort nicht nur mein Interesse (ich benutze dieses Gerät nun seit über drei Jahren), sondern das von vielen meiner Freunde und Bekannten. Zum Termin der Markteinführung machte der Hersteller nur spärliche Angaben: Bald, Anfang des Sommers, Ende Juni... Tatsächlich erschien das Gerät im Handel erst zum Sommerende und auch nur auf Vorbestellung. Momentan wird das Gerät in vielen Onlineshops der Ukraine zum Verkauf angeboten.

Das neue Dosimeter Terra MKS-05

Und nun liegt das Gerät in echt greifbar auf meinem Tisch. Schauen wir mal inwiefern es seinem Vorgänger besser oder schlechter geworden ist.

Der Preis stieg von 210$ auf 280$ (Bluetooth Variante), ohne Bluetooth 250$. Unter der Berücksichtigung der erweiterten Funktionalität ist der Preis mehr als fair. 

Die Veränderungen machen sich schon bei der Verpackung bemerkbar. Anstatt eines einfachen Kartons kommt eine edle Verpackung in Silber. Der Lieferumfang enthält das eigentliche Gerät, Lederetui, CD mit der Software für Windows XP, die Bedienungsanleitung und die Garantiekarte.

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Das Erste, was einem nach dem Öffnen der Verpackung auffällt, ist das grosse mehrstellige Display. Diese Entscheidung stand, wie man sagt, „lange im Raum“, denn es ist schade über einen Prozessor zu verfügen der mehrere Kanäle bearbeiten kann und zugleich ein einfaches Display (wie in der alten Terra verbaut) das entweder die Äquivalentdosisleistung oder die Äquivalentdosis oder die Uhrzeit anzeigen kann. Bei der neuen Variante werden auf dem Display mehrere Werte gleichzeitig je nach Betriebsart (Äquivalentdosisleistung, Äquivalentdosis, Beta-Teilchenflussdichte) angezeigt: Messtoleranz in Prozent, Strahlenart und Einheit des gemessenen Wertes, Alarmschwellenwert und die Uhrzeit (bei der Betriebsart „Äquivalentdosis“ wird die Akkumulationszeit angezeigt). Dazu gibt es noch eine pseudoanaloge Anzeige zum jeweils aktuell gemessenen Wert. Darüber hinaus werden auf dem Display zusätzlich die Symbole des Batteriestandes, der Alarmschwellenaktivierung als Ton oder Vibration, Bluetooth und des Weckers dargestellt.

Ausser dem grossen übersichtlichen Display bekam das neue Terra MKS-05 einen energieunabhängigen Speicher für insgesamt 1200 Werte um die Messungsergebnisse dort einzutragen, und eine Bluetooth Schnittstelle für die Datenübertragung zum Computer (es gibt eine wesentlich preiswertere Variante ohne Bluetooth und dem entsprechend ohne Möglichkeit der Datenübertragung). Der akustische Alarm wurde durch eine Vibration erweitert. Eine weitere Funktion ist die Möglichkeit die Messtoleranz prozentuell festzulegen. Die Wecker Funktion und Erweiterung der Zeit der akkumulierten Dosis von 100 auf 10000 Stunden gehören ebenso zu den Innovationen des neuen Terra.

Einsatzmöglichkeiten

  • Erfassen der Äquivalentdosisleistung von Gamma- und Röntgenstrahlung.
  • Erfassen der Äquivalentdosis von Gamma- und Röntgenstrahlung.
  • Erfassen der Beta -Oberflächenteilchenflussdichte.
  • Ermitteln der Zeit zur Akkumulation der Äquivalentdosis.
  • Echtzeitmessung (Uhr).

Erneuerungen und Besonderheiten

  • Gleichzeitiges Ausblenden der Einheiten der gemessenen Werte, der Toleranz, Alarmschwellenwertes und der Uhrzeit.
  • Eingebautes Beta- empfindliches Geiger Mueller Zählrohr.
  • Analoger zehnstufiger Indikator der Strahlungsintensivität.
  • Automatische Ermittlung der Beta- Kontamination (Gammastrahlung wird vom Gesamtwert abgezogen)
  • Messung unter Berücksichtigung vorher eingestellten Messtoleranz.
  • Automatisches Umschalten der Messbereiche.
  • Abschaltbarer akustischer Ticker (wählbar als Signalton und/oder Vibration) zur Signalisierung der registrierten Gammaquanten und Betateilchen.
  • Zweitonales akustisches Signal und/oder Vibration bei der Überschreitung der einprogrammierten Warnschwellen.
  • Speicher für insgesamt 1200 Werte.
  • Kommunikation mit einem PC über Bluetooth.
  • Stromversorgung mit 2 Elementen Batterietyp AAA.
  • 4-stellige Batteriestandanzeige.
  • Stossfestes Kunststoffgehäuse.
  • Geringes Gewicht und Abmessungen.
Technische Daten

  • Messbereiche und Toleranzen der Messgenauigkeit:
  • Äquivalentdosisleistung von Gamma - und Röntgenstrahlung (137Cs)
uSv/St
0,1…9 999;
±15%
  • Äquivalentdosis von Gamma - und Röntgenstrahlung (137Cs)
mSv
0,001…9 999;
±15%
  • Beta Teilchenflussdichte (90Sr+90Y)
1/(cm²•min)
10…100 000;
±20%
  • Zeitintervalle der Dosimeterfunktion und die Messgenauigkeit
1min … 9 999St;
± 1min in 24St
  • Messempfindlichkeit und Energieabhängigkeit:
  • Gamma- und Röntgenstrahlung
MeV
0,05…3,0;
±25%
  • Betastrahlung
MeV
0,5…3,0;
  • Möglichkeit der Warnschwellenprogrammierung:
  • der Dosisleistung
  • der Dosis
  • der Teilchenflussdichte
uSv/St
mSv
10³/cm²·min
0,01
0,01
0,01
  • Messintervalle
Sekunden
1…70
  • Betriebsdauer mit neuen Batterien
Stunden
1 500
  • Betriebstemperatur
°С
-20…+50
  • Abmessungen
mm
120×52×26

Nun möchte ich über die Erneuerungen etwas detailierter berichten.

Zuerst was mir gefallen hat

Das Display
Das grosse übersichtliche Display mit der angenehm blauen Hintergrundbeleuchtung wurde offensichtlich explizit für dieses Modell angefertigt. Der Gesamteindruck ist eigentlich positiv, jedoch finde ich persönlich, dass die Lesbarkeit gegenüber dem alten vierstelligen Display des Vorgängermodells etwas abgenommen hat. Auf den Werbefotos sieht das Display unglaublich kontrastreich und hell aus, aber in Wirklichkeit wirkt es ein wenig bleich und hat einen kleinen Betrachtungswinkel. Die auf dem Display eingeblendeten Informationen sind insgesamt recht nützlich, mir wäre jedoch die Äquivalentdosis anstatt den Alarmschwellenwertes lieber. Ich glaube, dass diese Funktion an der Stelle brauchbarer wäre. Es gibt noch eine Kleinigkeit zu bemängeln (was eigentlich dem Hersteller der Flüssigkristallanzeige zuzuschreiben ist) – die pseudoanaloge Anzeige des aktuell gemessenen Wertes. Diese an sich sehr nützliche Funktion ist leider äusserst mangelhaft umgesetzt worden. Die einzelnen Striche sind dünn und werden zudem durch die oberhalb verlaufende, etwas dünnere Displaytrennlinie überschattet. Das verschlechtert die Sichtbarkeit, man muss sich anstrengen um etwas zu erkennen... Dadurch geht der eigentliche Sinn dieser Funktion, nämlich die schnelle Abschätzung der Strahlenintensivität leider verloren.

Energieunabhängiger Datenspeicher
Endlich bekommt das Gerät einen energieunabhängigen Datenspeicher! Jetzt muss man nach dem Abschalten oder nach dem Batteriewechsel keine Neuprogrammierung mehr vornehmen.

Einstellung der Messtoleranz
Eine weitere nützliche Funktion die die Einstellung der statischen Messtoleranz dem Nutzer ermöglicht. Mit dem Einstellen der höheren Toleranzen und bei einem gleichzeitigen Verzicht der Genauigkeit kann man die Zeit der Messung reduzieren um einen „schnellen“ Wert zu ermitteln.

Was nicht gefällt oder nicht klar ist

Bedienung und Programmierung
In dieser Frage habe ich dem Hersteller gegenüber mein volles Verständnis. Die Bedienoberfläche und die Programmierung eines Gerätes zu verändern, bedeutet ein neues Gehäuse mit neuen Bedienelementen zu entwickeln (mehr als zwei wären äusserst wünschenswert)...Das wiederrum bedeutet grössere Investitionen. Ausserdem haben sie kein neues Modell angekündigt, sondern nur eine Erneuerung des alten. So wurden alle Unannehmlichkeiten des alten Terra MKS-05 auch in der neuen Version beibehalten. Wenn bei dem alten Modell die Bedienung und die Programmierung mit den zwei zähen, unglücklich platzierten Tasten ein Verhängnis war, so ist es bei der neuen Version, mit ihren erweiterten Funktionen, eine echte Qual. Ich habe einen halben Tag damit verbracht um die Hintergrundbeleuchtung des Displays (übrigens eine sehr nützliche Funktion die mir bei meiner alten Terra MKS-05 fehlt) einzuschalten. In der Bedienungsanleitung steht dazu folgendes: Mit dem Intervall von 0,5 sec, zweimal hintereinander die Taste „Schwelle“ betätigen... Irgendwann habe ich schon gedacht, das sei eine Lüge. Dann habe ich die Beleuchtung doch noch eingeschaltet! Nach dem 537. Versuch hatte ich das Glück auf meiner Seite...Übrigens das Ausschalten erfolgt so ziemlich nach dem gleichen Schema, wofür dann weitere 382 Versuche erforderlich waren. Ich schätze mal, dass die Intervalle zwischen meinen einzelnen Betätigungen nicht 0,5 sec betrugen sondern 0,51 oder sogar 0,53 sec...

Akustischer Alarm und Vibration
Der akustische Signalton ist etwas klarer und lauter geworden. Bezüglich der Vibration... Ich bin nicht ganz sicher, ob diese Funktion Sinn macht. Von der Umsetzung der Auswahl zwischen der akustischen Signalisierung und der Vibration bin ich jedenfalls enttäuscht. Für mich stellt das den grössten Mangel dieses Gerätes dar. Zur Erinnerung erläutere ich wie einfach und bequem es beim Vorgängermodell funktioniert hat: den akustischen Ticker zur Signalisierung der registrierten Gammaquanten oder Betateilchen konnte man durch das gleichzeitige Betätigen derselben Tasten aktivieren. Die Möglichkeit gibt es nach wie vor, nur in einer seltsamen Art und Weise. Jetzt kann man durch das gleichzeitige Betätigen der beiden Knöpfe drei Arten der Signalisierung aktivieren: Tonsignal, Vibration oder Tonsignal + Vibration...Warum hat man nicht zusätzlich noch eine Betriebsart ohne Signalton und ohne Vibration drauf gepackt? Der Hersteller hatte doch noch aus Mitleid dem Benutzer gegenüber, die Möglichkeit der kompletten Abschaltung der Signalisierung gegeben, doch er hat diese Funktion ganz auf „dem Grund“ des Einstellungsmenüs platziert, so dass man sich jetzt für solch einen einfachen Vorgang durch alle Einstellungsebenen der Alarmschwellen und Messtoleranzen durchkämpfen muss, um ganz zum Ende die Signalisierung zusammen mit der Vibration abzuschalten... Von einem zügigen Ein- oder Ausschalten kann in diesem Fall keine Rede sein.

Nicht getestet oder einfach uninteressant

Datenspeicherung und die Übertragung zum PC
Die Möglichkeit der automatischen Datenspeicherung in vorgegebenen Zeitintervallen (wie z. B. in Gamma Scout) wurde nicht gegeben. Das Speichern erfolgt manuell. An der Stelle verstehe ich die Vorgehensweise des Herstellers: man möchte etwas modernisieren und dabei den fairen Preis beizubehalten. Das o.g. Gamma Scout kostet eben auch das Doppelte als Terra MKS-05. Die Verbindung zum Computer herzustellen gelang mit leider nicht. Die Software liess sich auf meinen Windows XP (wie vom Hersteller empfohlen) PC installieren, verweigerte jedoch kategorisch das Arbeiten.

Das neue Dosimeter Terra MKS-05 Das neue Dosimeter Terra MKS-05 Das neue Dosimeter Terra MKS-05

Was mir gefällt: Ein grosses mehrstelliges Display mit der Möglichkeit der dauerhaften Beleuchtung. Das Programmieren der Messtoleranzen, energieunabhängiger Speicher, eben alles was mir bei der alten Terra MKS-05 gefallen hat: qualitativ gefertigtes Gehäuse, die Energiesparsamkeit, oberer Messbereich der Äquivalentdosisleistung bis 10 mSv/H (bei der Mehrzahl der Geräte seiner Klasse liegt die obere Messbereichgrenze der ÄqDL bei nur 1 mSv/H oder weniger) und zuletzt der Preis.

 

Was mir nicht gefällt: Unbequemigkeit der Bedienelemente (geerbt vom Vorgänger, die durch eine erweiterte Funktionalität verstärkt wird). Es ist nicht möglich die akustische Signalisierung und Vibration auf die Schnelle abzuschalten.

Fazit.

Nun möchte ich alles zusammenfassen. Wer würde sich für das Gerät interessieren? Die Profis so wie ganz gewöhnliche Bürger. Mit „Profis“ meine ich nicht die, die ständigen Kontakt mit der ionisierenden Strahlung haben ( in der Atomindustrie fand man seit Langem wesentlich teuere und weiterentwickelte Lösungen wie „Dositech“, „Harshaw“), sondern die bei ihrem Dienst die Möglichkeit des Kontaktes mit Radioaktivität nicht ausschliessen können, z.B. Feuerwehr und Katastrophenschutz, aber auch Grenz- und Zollbeamte (das alte Terra MKS-05 findet nicht umsonst seinen Einsatz als Personendosimeter bei der ukrainischen Armee) und ebenso die ganz normale Menschen, die plötzlich das Bedürfnis empfinden die Radioaktivität zu messen und genügend Mittel haben um sich nicht mit dem einfachen „gelben“ Terra-P zu beschränken.

War diese Modernisierung nötig? Ich finde ja, eindeutig. Und zwar nicht, weil das alte Terra MKS-05 unbedingt erneuert werden musste, sondern weil man immer mit der Zeit gehen muss. Inwiefern das hingehauen hat, denke ich mal, wird die Praxis zeigen. Ist das neue Modell besser als das alte? Die Einsatzmöglichkeiten sind durch die erweiterte Funktionalität grösser geworden, dadurch wurde das Gerät zumindest nicht schlechter als sein Vorgänger (und das soll heutzutage auch schon was heissen). All diese erneuerten Funktionen sind sicherlich nützlich, auch wenn mir die Umsetzung oftmals fragwürdig vorkam. Jedoch finde ich diese Schwächen unbedeutend zumindest aus dem Grund, weil man sie durch das Überarbeiten der Gerätesoftwäre verbessern könnte (der Hersteller schmeisst jetzt bestimmt alles hin und hört meinem Gemecker zu).

So kann ich nach meiner persönlichen 10 Punkte Skala diesem gelungenen Gerät eine 8 geben.

Es freut mich zu sehen, dass Terra MKS-05 einen grossen Bekanntheitsgrad und Anerkennung erreicht hat. Es ist zuverlässig, genau, einfach, preiswert und wird ausser in der Ukraine auch in anderen Ländern benutzt. Bei jeder Reisegruppe, die täglich die Sperrzone von Tschernobyl ob aus dem In- oder Ausland besuchen, kann man entweder Terra-P oder Terra MKS-05 ersehen. Dabei haben sie oftmals nicht die Export Modelle, sondern die Version mit der ukrainischen Beschriftung... Ich denke, dass es einer der wirklich seltenen Fälle ist, wo ein ukrainischer Hersteller nicht mit den Rohstoffen auf dem Weltmarkt kommt, sondern mit seiner hochentwickelten Produktion.

Das neue und das alte Terra MKS-05 (Betriebsart Äquivalentdosisleistung) -

20 uSv/St (2 mR/St)

Das neue und das alte Terra MKS-05 (Betriebsart Beta –Teilchenflussdichte) -

20 000 Zerfälle cm²·min

Das neue Terra MKS-05 (Betriebsart Äquivalentdosisleistung) -

0.2 mSv

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Die Sperrzone von Tschornobyl

Von Yevgen KRANZ Goncharenko

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